Sollzins, Nominalzins & Effektivzins einfach erklärt

Jeder Kreditnehmer wird bei einer Darlehensaufnahme mit den Begriffen Sollzins, Nominalzins und Effektivzins konfrontiert. Doch wo liegen die Unterschiede? Was müssen Sie zu diesen Begriffen wissen und auf welchen Zinssatz sollten Sie tatsächlich achten? Alle wichtigen Informationen hierzu erfahren Sie in diesem Artikel.

Was ist der Sollzins?

In jedem Darlehensvertrag ist der Soll- bzw. Nominalzinssatz aufgeführt. Dieser Zinssatz wird als Prozentwert auf die Kreditsumme angegeben. Er drückt somit in Prozent aus, welche Zinsen die Bank dem Kreditnehmer in Rechnung stellen wird.

Wie viel Immobilie kann ich mir leisten?
Ein Beispiel zum Sollzins:
Für ein Darlehen über 100.000 Euro wird ein Sollzinssatz von 1,19 % vereinbart. Zahlbar in einem Jahr. Der Kreditnehmer muss in diesem Beispiel nach einem Jahr 1.190 Euro an Zinsen an die Bank bezahlen.

Was ist der effektive Jahreszins?

Der effektive Jahreszins oder auch kurz Effektivzins genannt wird ebenso in einem Prozentwert angegeben. Die Kennzahl soll die tatsächlichen, jährlichen Gesamtkosten eines Kredits angeben. Er soll auf einem Blick eine Vergleichbarkeit von unterschiedlichen Kreditangeboten ermöglichen. Dabei gilt: Je höher der effektive Jahreszins, desto höher sind die jährlichen Kosten für den Kredit.

Ein Beispiel zum Effektivzins:
Bleiben wir bei unserem Beispiel mit den 100.000 Euro Kredit und 1,19 % Sollzinssatz. In der Regel wird der Zins bei einer Immobilienfinanzierung monatlich in Rechnung gestellt. In den Kreditverträgen findet man zum Beispiel solche oder ähnliche Vereinbarungen:

"Sollzinssatz: 1,19000 % jährlich, zahlbar in monatlichen Raten jeweils nachträglich am letzten Tag des Kalendermonats."

Hier wird vereinbart, dass bereits nach einem Monat der Zins berechnet und an die Bank bezahlt wird. Die Bank erhält somit 12 Zinszahlungen. Für jeden Monat beträgt die Zahlung 99,17 Euro. Am Jahresende hat der Kreditnehmer an die Bank ebenso 1.119 Euro an Zinsen bezahlt. Aber die unterjährige Verzinsung führt dazu, dass der Nachteil aus der Ratenzahlung im Effektivzins berücksichtigt wird. Bei der jährlichen Zinszahlung ist der Soll- und Effektivzins gleich hoch - nämlich 1,19 %. Bei der monatlichen Zinszahlung beträgt der Sollzins 1,19 % und der Effektivzins 1,197 %.

Kosten und Gebühren erhöhen den effektiven Jahreszins?

Aber nicht nur der Turnus der Ratenberechnung verändert den Effektivzins, sondern auch Gebühren oder sonstige Kosten. Verrechnet die Bank zum Beispiel eine Kontoführungsgebühr von 10 Euro pro Jahr, dann würde sich der Sollzins aus unserem Beispiel nicht verändern, aber der Effektivzins würde auf 1,207 % ansteigen.

Ist der Effektivzins eine gute Vergleichsgröße?

2010 hat die Europäische Union mit der neuen Preisangabenverordnung (PAngV) eine sogenannte Verbraucherkreditrichtlinie eingeführt. Diese Richtlinien haben, wie ich finde, an einigen Stellen erhebliche Schwächen. So fließen zum Beispiel diverse Darlehenskosten, wie zum Beispiel Bereitstellungszinsen, nicht in die Effektivzins-Berechnung ein.

Fazit:
Verbraucher sollten sich beim Vergleich von Darlehensangeboten nicht auf die Kennzahl Effektivzins verlassen. Denn nicht alle Kosten fließen in die Berechnung des Effektivzinssatzes mit ein. Sie sind gut beraten, wenn Sie einen Kreditvertrag sehr detailliert prüfen und alle damit anfallenden Kosten bei Ihrer Entscheidung für die eine oder andere Bank beachten.
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Der Artikel "Sollzins, Nominalzins & Effektivzins einfach erklärt" wurde am 22.05.2021 von verfasst.